Ein Liederabend - Seite 4

Weiche Männer

Eine lange und durchgehende Tradition in der deutschen Musik sind die sogenannten Liedermacher, bei denen ihr Text stark im Mittelpunkt steht. Der bekannteste dürfte Reinhard Mey sein (immerhin ist auch Rio Reiser der Meinung, siehe seinen Text zu "König von Deutschland"), der schon seit Ende der 60er die kleinen Dinge des Lebens besingt, mal gefühlvoll, mal satirisch. Seine Ode an die Sportfliegerei wird wohl am ehesten mit ihm in Verbindung gebracht.

Reinhard Mey: Über den Wolken [3:45]

Reinhard Mey: Sommermorgen [3:20]

Mey ist übrigens auch in Frankreich als Chansonier bekannt, dort unter dem Name Frédérique.

Ein weiterer Liedermacher, der in Deutschland über viele Jahre hinweg eine treue Fangemeinschaft hat, ist der Holländer Herrmann van Veen. Mit ruhiger Stimme ist er mal sarkastisch, mal witzig und mal poetisch. Zu dem ersten Lied hier, "Die Bombe fällt nie", sollte vielleicht erwähnt werden, daß es aus einer Zeit stammt, als der kalte Krieg auf seinem Höhepunkt war. Der Zusammenbruch des Ostblocks war damals nicht einmal Utopie.

Hermann van Veen: Die Bombe fällt nie [2:59]

Hermann van Veen: Wer erklärt mir das? [3:14]

Hermann van Veen: Das Gebet der alten Dame [4:01]

Ende der 80er, Anfang der 90er begann die Gruppe Element of Crime, die bislang in Englisch gesungen hatte, auf deutsch zu singen. Die Texte zeichnen sich durch eine gewisse Surrealität aus, die immer wieder herausbricht. Von ihrem neuesten Album sind hier zwei Lieder zu finden.

Element of Crime: Weil Du nicht da bist [2:50]

Element of Crime: An Land [2:22]

Zum Abschluß noch Musik aus dem Land, in dem ich nun seit ein paar Jahren wohne. Mit Liedern wie "Rotes Haar" oder dem hier vorgestellten "Lang scho nimmer g'sehn" wurde die bayerische Gruppe Haindling allerdings auch nördlich des Weißwurstäquators bekannt.

Haindling: Lang scho nimmer g'sehn [3:52]

Typisch für Haindling ist sein Einsatz der Blasmusik, insbesondere Tuba. Daher zum Abschied ein Lied ohne Worte.

Haindling: Blasmusik in Moll [2:14]


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Die Worte zu den Liedern

Über den Wolken

Wind nordost, Startbahn null drei
Bis hierher höre ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleierstaub, der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen

Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen
Sagt man
Blieben darunter verborgen
Und dann
Würde was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein

Ich seh' ihr lange nach
Seh' sie die Wolken erklimmen
Bis die Lichter nach und nach
Ganz im Regengrau verschwimmen
Meine Augen haben schon
Jenen winzigen Punkt verloren
Nur von fern klingt monoton
Das Summen der Motoren

Dann ist alles still, ich geh'
Regen durchdringt meine Jacke
Irgend jemand kocht Kaffee
In der Luftaufsichtsbaracke
In den Pfützen schwimmt Benzin
Schillernd wie ein Regenbogen
Wolken spiegeln sich darin
Ich wäre gern mitgeflogen

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Sommermorgen

Durchs offene Fenster dringt der Tag ins Zimmer
Und Morgenlicht durchflutet schon den Raum
Ich spür' dich neben mich, du schläfst noch immer
Und versuchst ihn festzuhalten, deinen Traum
Wie gerne habe ich es neben dir, geborgen
Noch nachzudenken über dich und mich
Wie gern mag ich die Sommermorgen
Wie lieb ich dich

Deutlicher höre ich jetzt schon vor dem Hause
Stimmen, Straßengeräusche, Autotüren
Verstrichen ist die stille Atempause
Du regst dich, als scheinst du es auch zu spüren
Und blinzelst zu mir mit verschlafenem Lachen
Ich war' auf diesen Blick allmorgendlich
Wie gern spür' ich dich neben mir erwachen
Wie lieb ich dich

Wie hastig geht die Zeit später am Tage
Komm einen Augenblick noch nah zu mir
Wann sag ich, wenn ich es dir jetzt nicht sage
Daß ich glücklich bin mit dir
Von deiner Wärme, deinem Rat umgeben
Von deiner Zärtlichkeit. Wann sage ich
Wie gut es ist, an deiner Seite zu leben
Wie lieb ich dich

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Die Bombe fällt nie

Die Nachricht warf mich aus dem Gleis
Mir zittern noch vor Schreck die Knie
Soeben las ich schwarz auf weiß
Die Bombe fällt nie

Hat das nicht schlimme Konsequenzen?
Die Zukunft hatte bislang grenzen
Doch wenn man wieder planen kann
Was fängt man mit der Zukunft an?

Wir fühlten uns ganz schön bedroht
Und das, weiß Gott, nicht ohne Grund
Und nun schreibt plötzlich ein Idiot
Die ganze Welt ist kerngesund

Heißt das, es gibt jetzt doch ein Morgen?
Damit verbunden, neue Sorgen
Irrt nun der Mensch ziellos umher
So wie ein Lemming ohne Meer?

Die Welt ist auf den Kopf gestellt
Durch diesen schrecklichen Bericht
Denn, wenn die Bombe doch nie fällt
Bringt uns das aus dem Gleichgewicht

Jetzt wird mir wieder angst und bang'
wo führt das hin, wo geht 's jetzt lang?
Wo bleibt die Lust am Untergang?

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Wer erklärt mir das?

Wer erklärt mir das?
Wie man aus Gestein ein Herz gewinnen könnte
Wer erklärt mir das?

Manche Menschen tun vor Sorge
nie ein Auge zu
Millionen Leben
wären blitzschnell mit dem Tod per "du"
durch Hinterlist
und feige Flüchtigkeit
ein technisches K.O.
leerer Raum und leere Zeit

Wer erklärt mir das?
Wie man diese Splitterwelt
zusammenfügt zu Liedern
Wer erklärt mir das?

Kann ein Glaube, ein Programm
uns jemals wiedergeben
das, was vergessen ist
das, was Liebe ist, und leben?

Nur Monumente atmen Stunden
frieren in ihrem Kleid
allein der Tod lebt ewig
nichts gibt 's was ihn reut
Jesus sieht am Kreuz todmüde aus
Vater hat zu tun und Mutter hockt zu Haus

Nur durch Hoffnung mag die Schöpfung noch zu retten sein
wenn du betest, schaust du
furchtbar weit
doch immer nur in dich hinein
siehst den Tag nicht
der nicht weiß, was er tut

Er spiegelt sich im Wasser
ein Leuchten in der Flut

Ich erklär' dir das
Du erklärst mir das

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Das Gebet der alten Dame

Die alte Dame betete zum Herrn
Ich hatte meinen Mann sehr gern
Er war ein Ehemann
Wie er im Buche steht - doch dann
Hast Du ihn mir genommen
Ich weiß, jetzt soll ich auch bald in den Himmel kommen

Ein guter Ehemann, wie schon gesagt
Doch so von Eifersucht geplagt
Das war nicht mehr gesund
Dabei gab ich ihm nie den kleinsten Grund
Was hab' ich ausgestanden
Wenn andere Männer mich von weitem reizvoll fanden!

Ich komme gerne, doch ich fürchte bloß
Im Himmel geht es wieder los
Ich werde garantiert
Wie früher unbarmherzig kontrolliert
Mein Mann wird mir nicht trauen
Auch wenn es Engel sind, die mir in die Augen schauen

Herr, sprach die Frau, ich möchte keinen Streit
Der Himmel ist doch groß und weit
Hast du nicht einen Platz
Egal wie klein, nur fern von meinem Schatz
Sonst wird es wie auf Erden
Ich könnte nie und nimmer richtig selig werden

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Weil du nicht da bist

Auf dem Gerüst vor unserem Fenster
Kommt kein Maurer mehr vorbei
Das Bett wird immer größer
Und das Bad ist immer frei
Der blöde Hund
Der mich sonst jeden Tag verbellt
Liegt nur noch stumpf im Gras
Und glotzt mit leeren Augen in die Welt
Weil du nicht da bist

Ein Vogel, der nur Körner frißt
Macht Regenwürmer kalt
Im Bus, der nur noch stündlich kommt
Sind alle angeschnallt
Die alte Frau, die mich sonst jeden Morgen grüßt
Kennt mich nicht mehr und tut, als ob sie Groschenhefte liest
Weil du nicht da bist

Vom Nachbarn kommt Musik
Nach der schon lang kein Hahn mehr kräht
Eine Maus holt sich ihr Nachtmahl
Und auf meinem Nachttisch steht ein Schokoladenhase
Traurig und allein
Ich weiß ihm nicht zu helfen
Und stopf ihn in mich hinein
Weil du nicht da bist

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An Land

Heute wird wohl kein Schiff mehr gehen
Und keiner geht mehr vor die Tür
Alle sind heute verschüchtert
Nur ich bin es nicht, und das liegt an dir
Am Fenster fliegt eine Kuh vorbei
Da kommt jede Hilfe zu spät
Ein Glas auf die Kuh und eins auf die See

Ich liebe die See, und sie liebt mich auch
Hörst du, wie sie nach mir brüllt
Ich hätte sie niemals verlassen sollen
Und das ist, was sie mir klarmachen will
Wenn hinter und der Deich nicht wär'
Käme jede Hilfe zu spät
Ein Glas auf den Deich und eins auf die See

Hier wurd' ich an Land gespült
Hier setze ich mich fest
Von dir weht mich kein Sturm mehr fort
Bei werd' ich bleiben, so lang du mich läßt
Deine Hand kommt in meine
Und jede Hilfe zu spät
Ein Glas auf uns und eins auf die See

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Lang scho nimmer g'sehen

Jeden Tag denke ich mir
Jetzt setze ich mich hin und schreibe einen Brief an dich
Aber jeden tag kommt irgendwas dazwischen
Es haut einfach nicht hin
Ich gehe auch oft ans Telefon
Und wähle deine Nummer, die ich auswendig kann
Aber nach dem zweiten Mal Läuten
Lege ich meistens wieder auf

Ich hab' dich lang schon nicht mehr gesehen
Wo bist du bloß, wo bleibst du denn?

Die Zeit rennt dahin, und ich denk mir jeden Tag
Ich besuch dich jetzt wirklich einmal
Und ich stell mir vor
Wie sauber das wird mit uns zwei
Der Teufel soll mich holen
Wenn ich dich nicht bald wiedersehe
Ich möchte so gern bei dir sein
Du ich sag' dir 's, sonst werde ich noch ganz blöd

Ich kann nicht schlafen
Ich drehe mich hin und her
Und wenn ich schlafen kann
Dann träume ich nur von dir
Ich kann nicht schlafen
Ich drehe mich hin und her
Meine Gedanken sind nur bei dir

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